In seiner Serie Protagonisten greift Georg Loewit ein großes Thema der
Kunstgeschichte auf: das Porträt. Es ist ein Thema, das bis an den Beginn menschlicher Kulturtätigkeit zurückreicht.
Georg Loewit wurde 1959 in Innsbruck geboren und wuchs in Innsbruck, Wien und New York auf.
Georg Loewit lebt und arbeitet in Innsbruck. In den 35 Jahren seines künstlerischen Schaffens waren seine Arbeiten, die in wichtigen Sammlungen vertreten sind, in mehr als 120 nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen.
Im Sommer 2023 bespielt er den öffentlichen Raum der Gemeinde Serfaus mit 12 seiner Werke. Ganz besonders freut uns, dass 3 seiner Protagonisten rundum den Muirenhof zu finden sein werden.
Weiterin zu sehen sind 2 Protagonisten am Muiren und kleinere Arbeiten in Bronze und Nussholz in der Muiren Lounge.
Sommer 2023
12 Protagonisten in Serfaus
Am Anfang der zwölf Arbeiten, mit denen Georg Loewit den öffentlichen Raum der Gemeinde Serfaus in diesem Sommer bespielt, steht der Künstler als Flaneur und Voyeur. Für seine Skulpturen fotografiert Georg Loewit Rückenansichten, hält momentane Posen fest, die er dann in Holz schnitzt, bevor sie - mal digital vergrößert, mal verkleinert - in Aluminium oder in Bronze gegossen werden. Wenn man die Skulpturen betrachtet, könnte der Eindruck entstehen, es gehe dem Künstler vor allem um die objektive und naturalistische Reproduktion eines in der Fotografie erfassten Habitus, um das Typische einer übergewichtigen Sommertouristin beim Baden oder einer mit Papiertaschen überladenen Einkäuferin. Aber das wäre zu kurzgefasst, denn da ist mehr. Immer zeigt sich auch eine mitreißende Freude an der banalen Schönheit etwa eines gestreckten Körpers beim Ausziehen, an der überraschenden Sinnlichkeit eines Hüftknicks oder an der flüchtigen Eleganz einer alltäglichen Geste. Dann wieder stößt man auf ironisches Augenzwinkern vor der selbstvergessenen Nacktheit, aber auch auf Respekt vor dem alternden Körper.
Georg Loewits Auseinandersetzung mit seinen Motiven geht selbstverständlich über die minutiöse Befragung der Rückenansicht eines Körpers hinaus. Die Skulpturen haben auch eine Vorderseite, und diese Vorderseite bringt auf ganz besondere Weise Perspektive und Wahrnehmung des Betrachters ins Spiel. An den glatten Flächen der Vorderseiten der Skulpturen – Scherenschnitten gleich – erkennen wir nur noch Umrisse und Grenzen. Wir werden mit dem konfrontiert, was wir nicht wissen, obwohl wir mitunter an den Rändern etwas wiedererkennen, das uns bekannt ist, das wir dank unserer Erfahrung auf diese glatten Flächen projizieren können. Die den Skulpturen innewohnende Spannung zwischen dem, was sie abbilden, und dem, was sie nicht abbilden, zwischen dem Darstellbaren und dem nicht Dargestellten, zwischen dem, was fotografisch festgehalten oder ausgeblendet bleibt, ist in erster Linie eine ästhetische, aber nicht nur. Sie wirft auch Fragen auf, und diese Fragen beziehen sich auf Position, Perspektive und Wahrnehmung des Betrachters, schließen ihn in diese Spannung ein. Oder, um mit der legendären Anaïs Nin zu sprechen, die sich ihrerseits auf ein talmudisches Sprichwort bezieht: „We don’t see things as they are; we see them as we are.“
Doris Eibl