susanne loewit
im
muirenhof

Muirenhof neu gedacht und weiterentwickelt: eine Symbiose authentischer Gastlichkeit, zeitgemäßen Ambientes und inspirierender Kunst

Im Sommer 2020 wurde der am Hügel Muiren in Serfaus gelegene Muirenhof großzügig umgestaltet. Gastgeberin Sabine Hochenegger suchte nach einer architektonischen Lösung für ihre Vorstellung einer Synthese von Tradition und zeitgenössischem Ambiente. Einen Anfang in der Neugestaltung machte der von ihrem Lebensgefährten Baumeister Ing. Wolfgang Lenz geplante, bereits 2017 realisierte Wellnessbereich. 2020 wurde das bestehende Gebäude gemeinsam mit Architekt Hannes Hotz durch große, quadratische Fensterausschnitte, Balkone und Terrassen geöffnet, die großzügige Ausblicke auf die wunderbare, einzigartige Umgebung freigeben. Die gelungene Metamorphose von alt und neu ist auch an der anthrazitfarbenen Holzfassade sichtbar.

Vorwiegend gegen Westen erstreckt sich eine großflächige Lounge mit Panoramablick - die Muiren Lounge - die als Cafè und Bar nicht nur für hauseigene Gäste gedacht ist, sondern auch Gästen von außen wie beispielsweise den Dorfbewohnern offensteht. Darüber hinaus entstanden vier neue Familiensuiten, ein Doppel- und ein Einbettzimmer. Mit den Zimmern an Stelle der ehemaligen Gäste-Appartements lebt Sabine Hochenegger die Möglichkeit der Begegnung zwischen Gastgebern und Gästen, wie es bester Tiroler Gast/Wirtshaustradition entspricht. Im Untergeschoss befindet sich der zeitgemäß gestaltete Wellnessbereich.

Bei der Innenausstattung der Räumlichkeiten wurde großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, was sich bei der Materialauswahl zeigt wie z. B. Echtholzböden, Vertäfelungen im Lounge-Bereich, neuen, vom Tischler gefertigten Holzstühlen. Es ist gelungen, das Tirolische aufzugreifen und zeitgemäß zu interpretieren. Damit verströmt das Haus eine lichte, luftig warme, heimelige Atmosphäre.

Sabine Hochenegger hat mit der in Innsbruck lebenden Künstlerin und Germanistin Susanne Loewit die ideale Partnerin gefunden, ihre Idee einer Metamorphose von Tradition und Gegenwart auch künstlerisch im Haus spürbar zu machen. Susanne Loewit hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Kulturgut der Tiroler Sagen auseinandergesetzt und ihrerseits den historischen Inhalten eigene Bildwelten gegenübergestellt.

In dem 2017 im Berenkamp Verlag erschienenen Buch Tiroler Sagen. Bis in alle Gegenwart erzählte Loewit 22 Sagen aus Nord-, Ost- und Südtirol neu und illustrierte sie mit zeitgenössischen Modellen, wie sie täglich in den verschiedenen Medien präsent sind. Einige der Illustrationen, die im Zuge dieses Sagenprojekt entstanden ist, hängen nun im Muirenhof. Das Buch können Sie exklusiv handsigniert im hauseigenen Shop erwerben.

Text: Atelier Loewit

zu den Bildern von Susanne Loewit

Kann man über Kunst schreiben? Kann man Bilder besprechen, über Malerei reden, über etwas sprechen, das sich außerhalb der Sprache bewegt? Befindet sich die bildende Kunst nicht jenseits des gesprochenen oder geschriebenen Wortes? Diese Fragen habe ich mir bei der Betrachtung von Susanne Loewits Bildern gestellt. Die Antwort aber ist: wir denken in Bildern und kommen dabei nicht ohne Sprache aus, auch wenn wir schweigend vor einem Kunstwerk stehen.

Beim Lesen von Aufsätzen der amerikanischen Schriftstellerin Susan Sontag war ich verblüfft, wie oft mir dabei die Bilder von Susanne Loewit eingefallen sind, wie unwillkürlich ich Parallelen hergestellt habe. So sagt Susan Sontag: „Das wirksame Kunstwerk hinterlässt Stille.“ Beim Betrachten von Susanne Loewits Bildern wird man still, denn jedes Gemälde erzählt seine Geschichte, versetzt uns in ein anderes Leben. Man könnte diese Bilder auch als

Fragmente sehen, und „das Fragment“, sagt Susan Sontag, „setzt voraus, dass man sehr viel weiß und erlebt hat.“ Und, so Sontag: „Das höchste Ziel der Malerei ist das Transzendieren des Gegenstandes“. Das heißt, das im Bild Dargestellte ist nicht das, was wir auf den ersten Blick zu sehen glauben. Es bewegt sich in einer anderen Wirklichkeit.

Geschichten von ganz besonderer Tiefe birgt die Malerei von Susanne Loewit. Sie malt das Geheimnis, das jedem Bild innewohnt. Der Ausschnitt aus einem Gesicht beispielsweise deutet lediglich an, was dahintersteht. Der geöffnete Mund einer Frau kann deren Geschichte erzählen oder die einer anderen. Der Mund in diesen Bildern ist der einer selbstsicheren, aktiven Frau mitten im Leben. Und was hat dieser Mund wohl gesagt in dem Augenblick, den Susanne Loewit am Beginn ihres Arbeitsprozesses mit der Kamera eingefangen hat?

Auch in den Illustrationen zu Susanne Loewits 2017 erschienenem Buch Tiroler Sagen. Bis in alle Gegenwart stehen ihre jungen, lebensfrohen Frauen im Vordergrund. Die Künstlerin macht sich in den Sagen auf die Suche nach der weiblichen Psyche. Sie zeigt, dass Hexen beispielsweise nicht unbedingt alt und hässlich waren, sondern oft attraktive, mutige Frauen, die sich selbstbestimmt und frei entfalten wollten. Diese scheinen unserer leibhaftigen Gegenwart entstiegen zu sein und machen uns bewusst, dass sich ihre Gefühle kaum von unseren unterscheiden: Lebenslust und Freude, Liebe und Betrug, Eifersucht und Einsamkeit, Trauer, Angst und Tod – die Seelenwelt hat sich im Lauf der Jahrhunderte, ja, Jahrtausende, nicht maßgeblich verändert, ist vielfach gleichgeblieben – bis in alle Gegenwart, und hier schließt sich der Kreis. Susanne Loewits Bilderwelt öffnet das weite Feld einer psychologischen Innenschau, die dem Auge und der Phantasie keine Grenzen setzt.

Marie Luise Habicher, April 2019


©Atelier Loewit